Ein Überblick über die Geschichte und Vorteile des First Responders.
Im Jahr 1994 wurde unter der damaligen Führung vom Kommandanten Karl Krommer der Erste Hilfe Trupp gegründet.
Da die medizinische Erstversorgung in der Helfendorfer Wehr großgeschrieben wurde, nahm die Feuerwehr Helfendorf am bayernweiten Pilotprojekt teil.
In ländlichen Regionen trifft das erste Rettungsmittel meist erst nach 10 Minuten oder noch später ein.
Aber gerade die ersten 5 Minuten sind oft entscheidend, bei Herz-Lungen und Kreislaufproblemen sowie bei Verkehrsunfällen, um schwerwiegende Schäden oder sogar den Tod des Patienten abzuwenden.
Zu mindestens bei lebensbedrohlichen Notfällen müsste jemand die Basismaßnahmen der Ersten Hilfe durchführen. Die erforderliche schnelle und wirksame Hilfe kann aber nur von Jemand durchgeführt werden der vor Ort, die Ortskenntnisse, die notwendigen Hilfsmittel und die medizinischen Aufgaben regelmäßig trainiert.
Wer war dafür besser geeignet als die Freiwillige Feuerwehr, sie ist immer sofort erreichbar wenn etwas passiert.
Die Mitglieder des Erste Hilfe Trupps, sollen wie bei Feuerwehreinsätzen auch –von Zuhause oder vom Arbeitsplatz zum Gerätehaus fahren und von dort zum Notfallort.
Nach dieser Idee sollten die Erste Hilfe Trupps der Feuerwehr eine kurze, zusätzliche Erste Hilfe Ausbildung erhalten, sowie eine speziell zusammengestellte Rettungstasche, (heutiger Stand 2024)und Zusatz Equipment AED CR2+,LUCAS, KED System, Rettungstuch, Einmaldecken, Sauerstoff, Beatmung, Absaugung (heutiger Stand 2024).
Ursprünglich sollte die Ausbildung 16 x 45 min. Unterrichtseinheiten (theoretischer Unterricht, praktische Übungen und realistische Fallsimulation) die auf den 8 Doppelstunden, umfassende Erste Hilfe Kurs aufgebaut waren, umfassen.
Am 28 Oktober 1993 fand nach langer Vorbereitungszeit in Keferloh auf Einladung des Landtagsabgeordneten ein Expertengespräch statt.
Am 2.November 1993 gab es in Aying eine Pressekonferenz in dem man ein Konzept zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls durch Feuerwehr Ersthelfer vorgestellt.
Es wurde ein Reanimationsphantom „leblos" vor der Brauereigaststätte gelegt.
Zuerst kam ein MTW (Mannschaftstransportwagen) der Freiwilligen Feuerwehr Helfendorf, drei Helfer stiegen aus und begannen mit der Basis HLW. Der Fahrer des MTW fuhr unterdessen zum Ortseingang, um den RTW (Rettungswagen) in Empfang zu nehmen und auf dem kürzesten Weg zum Einsatzort zu lotsen. Nach etwa 5 Min. kam der MTW und RTW zusammen an. Die RTW Besatzung übernahm die Reanimation.
Die überregionale Presse und der Hörfunk berichteten darüber.
Bereits kurz danach kam es zu hitzigen Diskussionen.
Viele Funktionsträger der Feuerwehren und Hilfsorganisatoren auf der überörtlichen Ebene waren dagegen.
Als Gegenargument wurden aufgezählt die zu hohen Ausbildungsaufwände, absurde rechtliche Bedenken, der Zweckverband meldete medizinische Bedenken an.
Anfang 1994 stellte man das Konzept ganz offiziell dem Bayerischen Staatsministerium des Innern vor.
Es folgen viele Diskussionen, das Innenministerium nahm Stellung, GUVV bestätigte den Unfallversicherungsschutz, der Landesfeuerwehrverbandberat und hatte im März 1994 keine Einwände gegen das Modell, auch das Rote Kreuz sah nach vielen langen Gesprächen ein, das keine Konkurrenz entstand und so bildete sich ein Ausbildungscurriculum.
Im Juni und August 1994 absolvierten schließlich 12 Männer der Freiwilligen Feuerwehr Helfendorf die Ausbildung.
Anfang Oktober 1994 wäre der Erste Hilfe Trupp der Freiwilligen Feuerwehr Helfendorf ausgerüstet und im Prinzip einsatzklar.
Aber dann wurde auf einmal vom Rettungszweckverband und der Kreisverwaltung eine 72 Stunden Ausbildung gefordert.
Also wurden die 12 Männer der Freiwilligen Feuerwehr Helfendorf nachgeschult und so konnte endlich im Mai 1995 die 1.Phase des der Studienphase 1 A / First Response Helfendorf starten.
Von Mai 1995 bis November 1195 wurden die Einsatzfahrten mit dem Löschfahrzeug LF 8 getätigt.
In der Studienphase 1 B wurde ein PKW Kombi Opel Omega verwendet.
Dieser wurde 2002 durch einen Mercedes Geländewagen ML 270 ersetzt und seit dem Jahr 2014 sind die First Responder mit einem BMW X5 zur Notfallrettung unterwegs.
In der Studienphase II von Juni 1997 bis einschließlich Mai 1998 kam zu der Ausrüstung auch ein AED (Automatischer Externer Defibrillator)hinzu, dafür wurden die Feuerwehr Ersthelfer in weiteren vier Unterrichtseinheiten geschult.
Nach Beendigung der 2 Studienphasen in der Beobachtungszeit von Mai 1995 bis Mai 1998 wurde das Konzept als tauglich eingeschätzt, da das therapiefreie Intervall sinnvoll verkürzt wurde.
Die Gemeinde Aying liegt im Südosten des Landkreises München im Regierungsbezirk Oberbayern, etwa 25 Kilometer von München entfernt.
Das Gemeindegebiet grenzt an die drei Landkreise Ebersberg, Miesbach und Rosenheim.
Das ca. 45 km² weitläufige Gemeindegebiet mit ca. 6.000 Einwohnern, umfasst die verschiedenen Gemeindeteilen, Aying , Blindham, Dürrnhaar, Göggenhofen, Graß, Grießstätt, Großhelfendorf, Heimatshofen, Kaltenbrunn, Kaps, Kleinhelfendorf, Kleinkarolinenfeld, Loibersdorf, Oberschops, Peiß, Rauchenberg, Spielberg, Trautshofen und Unterschops.
Die nächsten Rettungswachen in Sauerlach, Feldkirchen-Westerham und Glonn haben je nach Verkehrsbedingung und genauem Einsatzort in der Regel eine Anfahrzeit zwischen 10 und 18 Minuten. Auch die beiden Rettungshubschrauber (RTH und ITH) aus München benötigen eine reine Flugzeit von 5 bzw. 8 Minuten.
In der Pilotphase startete der Erste Hilfe Trupp mit 31 Einsätzen im Jahr, diese erreichten im Jahr 2019 ihren einstweiligen Höhepunkt mit 192 First Responder Einsätzen.
Da die Helfendorfer Feuerwehr an 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche jeweils 24 Stunden am Tag für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde ehrenamtlich einsatzbereit sind und es nicht zu einer Überbelastung der First Responder Kräfte kommen sollte, wurde ein Schichtsystem an den Wochenenden von Freitag 18:00 bis Sonntag 18:00 eingeführt.
Erst Corona konnte die stets weiter steigende Anzahl an First Responder Einsätzen stoppen.
Der First Responder Dienst wurde zum Schutz der Feuerwehr stark eingeschränkt, und so waren es im Jahr 2020 nur noch 96 Einsätze. Dies ändert sich aber im Jahr 2021 schon wieder, obwohl Corona noch allgegenwärtig ist wurden der First Responder Trupp der Freiwilligen Feuerwehr Helfendorf 129 zum Einsatz alarmiert.
Im Jahr 2022 wurde der First Responder Helfendorf zu 175 medizinischen Notfällen alarmiert.
Über die Funkmelder wurde der First Responder im Jahr 2023 – 153 mal zu Notfällen gerufen.
Der First Responder der Feuerwehr Helfendorf wird über die Feuerwehr-Einsatzzentrale Landkreis München (FEZ) zeitgleich mit dem Rettungsdienst über Funkmelder (Piepser) alarmiert.
Die Mitglieder des First Responder Teams Helfendorf sind speziell ausgebildete Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden die mit ihrer Ausrüstung in der Lage sind, medizinische Basismaßnahmen bei Herz-,Lungen-und Kreislaufproblemen sowie bei Verkehrsunfällen den Gemeindebürger schnellstmöglich Hilfe zu leisten.
Aktuell besteht unser First Responder Team aus 18 Aktiven.
Alle Responder nehmen regelmäßig an praxisnahe Fortbildungen teil, in diesen werden neben den alltäglichen Basics auch spezielle Notfallsituationen simuliert.
Teilweise engagieren sich Aktive noch zusätzlich in anderen Hilfsorganisationen, deren Erfahrung und zusätzliche Ausbildungen kommen den Patienten ebenfalls zugute.
Der Haupteinsatzschwerpunkt der First-Responder-Trupps liegt bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Patienten mit Kammerflimmern bzw. -flattern, da hier der Automatische Externe Defibrillator zum Einsatz kommt. Der damit verbundene Vorteil für den Patienten liegt am schnellen Eintreffen der Erste-Hilfe-Trupps, da die Überlebenschance mit jeder Minute bis zur Defibrillation um bis zu 10 % sinkt.
Bei all den Einsätzen konnten wir die Zeit bis zum Eintreffen des ersten Rettungsmittels kompetent und fachmännisch überbrücken.
Einen Studienbericht zum Modellprojekt Helfendorf von 1998 finden Sie hier.